Periode auf Reisen, CBD-Öl

PERIOD. auf Reisen – Teil 1

Von Silja Elsener (Text, Illustration & Fotos)

Unsere Illustratorin Silja war auf Reisen in Übersee. Und mit ihr auch PERIOD. Dabei kamen viele Fragen auf: Kann ich meine Menstruationstasse mit Nicht-Trinkwasser auswaschen? Wie gehe mit meinem PMS-Mood mitten unter Fremden um? Und wie finde ich in einem Massenschlag Zeit und Raum für mich alleine?

PERIOD auf Reisen

Vorbereitungen

Zwei Monate unterwegs sein bedeutet auch, zweimal meine Periode zu bekommen. Früher habe ich immer eine grosse Menge Tampons und Binden eingepackt, weil ich gelernt habe nicht darauf zu vertrauen, dass es im entsprechenden Land auch die für mich passenden Produkte zu kaufen gibt. Seit ein paar Jahren benutze ich allerdings fast ausschliesslich meine Menstruationstasse und nur noch ganz selten Wegwerf-Menstruationsprodukte, beim Campen zum Beispiel. Oder eben auf Reisen.

Dieses Jahr möchte ich darauf verzichten und nur meinen Cup mitnehmen. Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist die Hygiene: Wie geht das mit dem Sterilisieren, wenn ich nur in Hostels mit Gemeinschaftsküchen unterwegs bin? Ist es mir unangenehm, den Cup auszukochen? Was, wenn es nur Toilettenkabinen ohne Waschbecken gibt? Ist es unbedenklich, den Cup nach dem Entleeren mit Wasser auszuwaschen, das nicht zum Trinken geeignet ist? Vorsichtshalber kaufe ich mir zwei zusätzliche Menstruationstassen und reise mit vier Stück im Rucksack los. Sicher ist sicher.

Im Verlauf der Reise rede immer wieder mit anderen Backpackerinnen, wie sie mit der Periode unterwegs umgehen. Sie erzählen mir Geschichten von Tamponsorgen, weil es in Supermärkten nur eine einzige Tampongrösse zu kaufen gibt, von Horrorkrämpfen und nicht richtig sitzendem und deswegen auslaufendem Cup auf einem Langstreckenflug. Und von Frauen, die die Pille durchnehmen, um unterwegs keine Blutung zu haben.

Ich tausche mich auch mit anderen Cup-Benützerinnen aus, über Handhabung und Hygiene und darüber, wie unglaublich praktisch dieses kleine Ding eigentlich ist.

PMS

In den Tagen vor den Tagen ziehe ich mich gerne zurück, nehme mir mehr Zeit für mich selbst, gehe alles etwas ruhiger an. Doch hier ist das fast nicht möglich. Egal, wo ich mich im Hostel aufhalte, sind Leute: Im Dorm, im Aufenthaltsbereich, in der Küche – alle verwickeln einen in ein Gespräch.

Ich gehe los zum Strand. Kaum habe ich mein Tuch ausgebreitet, setzt sich eine andere Frau neben mich und fängt an, mit mir zu reden. Woher ich komme, wie lange ich schon unterwegs sei, wo ich als nächstes hingehe. Warum wollen alle Menschen immer reden? Ich möchte nicht unhöflich sein, merke aber, wie knapp und kurz angebunden meine Antworten auf ihre Fragen sind. Irgendwann packe ich mein Buch aus und entfliehe in die geschriebenen Seiten.

Zuhause gehe ich einfach nicht unter Menschen, wenn ich mich nicht danach fühle, treffe keine oder nur ganz bestimmte Freund:innen. Beim Reisen jedoch fühle ich mich transparent, exponiert: alle können sehen, wie es mir geht. Mir fällt auf, wie sehr viel stärker sich meine Gereiztheit vor den Tagen zeigt, wie sehr sich meine Emotionalität bemerkbar macht. Ich kann sie nicht verstecken, kann andere und mich selbst nicht davor schützen.

Auch das NEIN-Sagen fällt mir auf Reisen viel schwerer. Wenn alle anderen einen Ausflug machen, möchte ich mit. Wenn alle anderen essen gehen, möchte ich mit. Wenn alle anderen surfen gehen, möchte ich mit. Ich sage JA zu allem, um nichts zu verpassen. Und um mich nicht einsam zu fühlen in meinem PMS-Mood in diesem ungewohnten Umfeld mitten unter Fremden.

Ich fühle mich einsam, obwohl ich von Menschen umgeben bin, mit denen ich mich sehr wohlfühle. Ich fühle mich einsam und ausgeschlossen, sobald ich nicht in ein Gespräch miteinbezogen werde, fühle mich einsam, wenn ich alleine ins Meer gehe, währenddem die anderen zusammen Volleyball spielen. Ich fühle mich einsam bei Dingen, die ich sonst sehr geniesse alleine, bei denen ich das Alleinsein manchmal sogar suche.

Die Strömung nimmt mich mit und treibt mich und mein Surfbrett weiter weg von den anderen. Ich kämpfe und werde von der nächsten Welle eingesogen, durchgewirbelt, runtergezogen. Frustration. Ich bin wütend und traurig und möchte aufgeben. Ich kann mich gerade so gar nicht ausstehen. Warum sollte mich jemand anderes mögen, wenn ich es selbst schon nicht tue? Ich kämpfe weiter, die Wellen packen mich, ich packe sie, ich surfe. Mein Kopf ist stärker. Ich bin stur.

Ich brauche Schlaf, schlafe jedoch sehr schlecht und zu wenig. Es fühlt sich ein bisschen an wie Heimweh. Ich vermisse meinen Freund, der mich an solchen Tagen sonst einfach in die Arme nimmt. Bald kommen meine Tage, bald kommt die Erleichterung. Dann geht es wieder aufwärts und das gibt mir Hoffnung.

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